Am Himmelfahrtswochenende kam es bekanntlich im Straßenverkehr auf Fehmarns Ausfallstraßen zum Supergau. Über zwanzig Kilometer Stau, nichts ging mehr – und das über Stunden. Die Sicherheit von Einheimischen und Gästen ist unter solchen Umständen in Gefahr. Denn die Insel war – bedingt durch die Bauarbeiten auf der Fehmarnsundbrücke und der damit verbundenen Geschwindigkeitsbegrenzung auf zehn Stundenkilometer – vom restlichen Schleswig-Holstein abgeschnitten.
Ein Hilferuf der Einheimischen
In einem Brandbrief zur „Notsituation an der Fehmarnsundbrücke“ wandten sich die Bürgermeister Fehmarns und Großenbrode, Jörg Weber und Jens Reise, daher am gestrigen Dienstag (31. Mai 2022) an Land, Bund und die Deutsche Bahn AG. Ein Hilferuf.
Wirtschaftsminister Dr. Buchholz (FDP) bezog klar Stellung

Seit Juni 2017 ist Dr. Bernd Buchholz (FDP) Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein. Heute bezog er in den NDR Nachrichten mit folgenden Worten Stellung zum Brandbrief der Bürgermeister und den Sorgen der Bürger*innen Fehmarns und Großenbrode. Er meint, Fehmarn und Großenbrode seien zu spät aufgewacht.
https://www.ndr.de/wellenord/Nachrichten-1200-Uhr,audio1139954.html
„Guten Morgen, kann ich da nur sagen“
„Guten Morgen, kann ich da nur sagen. Tatsächlich ist es so, dass natürlich man gucken muss, ob sich diese Baustelle entschärfen lässt über Pfingsten. Das ist Sache der DB AG und wer so spät aufwacht, der – der wird nicht mehr richtig viel bewirken können“, so Buchholz wörtlich.
„Will Buchholz uns verhöhnen?“

Fassungslos zeigt sich Fehmarns Bürgermeister Jörg Weber (SPD) über die Antwort des Wirtschaftsministers:
„Mir sind alle Gesichtszüge entglitten, das kann er nicht ernst meinen. Will er uns verhöhnen? Es gab keine Sitzung in der ich oder Jürgen Zuch (Leiter des Regionalbüros und der Stabsstelle Regional- und Projektmanagement im Zuge des Baus einer Festen Fehmarnbelt-Querung, Anm. d. Red.) das nicht vorhergesagt und angeprangert haben. Dies wurde übrigens über das Regionalmanagement auch immer wieder der Bahn mitgeteilt.“
„Ich bin entsetzt über seinen Umgang mit Fehmarn und Großenbrode“
„Wenn der Wirtschaftsminister jetzt sagt, das geht nur über die Bahn, dann herzlichen Glückwunsch. Vielleicht war Dr. Buchholz auch irritiert, dass ich ihn nicht direkt angeschrieben habe“, sucht der Bürgermeister nach Gründen für ein solches Verhalten. „Aber ich dachte, das Problem muss mal oben ankommen. Ich bin entsetzt über seinen Umgang mit Fehmarn und Großenbrode. Und darüber, wie er versucht, sich von der Schuld frei zu sprechen – die teilweise auch beim Ministerium liegt. Bernd Buchholz und ich waren nie Freunde, aber das hätte ich nie erwartet von ihm.“
„Man tritt uns immer in den Allwertesten“
„Ernst nimmt man uns anscheinend nicht. Man tritt uns immer in den Allerwertesten“, findet Jörg Weber deutliche Worte. „Ich überlege immer, kein Porzellan zu zerschlagen, aber so geht es nicht. Ich finde es respektlos, ,Guten Morgen, Fehmarn‘ zu sagen. Das war für mich echt überzogen.“
Ein Kommentar der Redaktion:

Sehr geehrter Herr Dr. Buchholz, Ihre Aussage ist an Arroganz kaum noch zu überbieten
Sehr geehrter Herr Dr. Buchholz,
wir, die Redaktion der Ostholstein Presse, sind entsetzt über Ihre Reaktion auf den Brandbrief der Bürgermeister von Fehmarn und Großenbrode, Jörg Weber und Jens Reise.
Wir finden: Ihre Aussage, die Sie heute im NDR getroffen haben, ist an Arroganz kaum noch zu überbieten.
Leere Versprechen im Wahlkampf?
Noch vor wenigen Wochen, im April 2021 äußerten Sie im Rahmen Ihrer FDP-Wahlkampftour auf Fehmarn: „Wenn ich hier auf Fehmarn bin, dann hat das ganz viel mit Tourismus zu tun.“ Ferner erklärten Sie im Interview mit der OHP in Bezug auf die Verkehrssituation auf der Bundesstraße 207, die bekanntlich von Puttgarden über die Fehmarnsundbrücke nach Heiligenhafen führt: „Beim Ausbau der B 207 haben wir alles an Verkehrssimulation gemacht, um sicherzustellen, dass der Verkehr hier nicht zum Chaos wird. Wenn es tatsächlich Schwierigkeiten geben sollte, dann werden wir nachlegen. Aber das gibt’s nicht, glauben Sie mir.“
Lassen Sie’s lieber
Zugegeben, wir haben schon damals nicht geglaubt, dass es keine Schwierigkeiten geben wird. Falls Sie jetzt anführen wollen, die Sanierung der Fehmarnsundbrücke würde nichts mit dem Ausbau der B 207 zu tun haben – ergeht unser Rat: lassen Sie’s lieber. Die Einheimischen würden das ganz sicher als blanken Hohn empfinden.
Beim Spatenstich zur Beltquerung zeigten Sie gerne Präsenz
Sie zeigen sich oft, wenn es passt. So zeigten Sie auch beim Spatenstich zur festen Beltquerung im November 2021 Präsenz auf der Insel. Denn im Zuge des Baus der festen Fehmarnbeltquerung betonten Sie immer wieder: „Hier wird die Möglichkeit geschaffen, wirtschaftlich und kulturell zusammen zu wachsen.“ Und Sie wiesen darauf hin, dass der Tunnel Skandinavien besser mit Zentraleuropa verbinde. Sie meinten, schon während der Bauphase werde sich der Tunnel „als touristische Attraktion erweisen und der Insel auch darüber hinaus neue Strahlkraft verleihen.“
Im Moment sieht’s eher düster aus
Nun, im Moment sieht es eher düster aus mit dieser von Ihnen gepriesenen Strahlkraft. Fehmarn macht sich gerade einen Namen als Insel, die in der Saison nicht mehr erreichbar ist. Übrigens gilt dies auch für etwaige Touristen, welche die Baustelle als touristische Attraktion empfinden könnten. Und mit dem Zusammenwachsen sieht es ebenfalls eher schlecht aus, wenn nicht einmal die Bürgerinnen und Bürger von Fehmarn und Großenbrode sich kurz besuchen können.
Wir laden Sie herzlich zu einem Besuch auf Fehmarn ein
Wir, die Redaktion der OHP, laden Sie herzlich zu einem Besuch auf Fehmarn ein. Sie präsentieren sich ja sonst auch gerne bei Presseterminen auf der Insel. Wir hoffen, dass auch die aktuelle Notsituation ein angemessener Anlass für einen Besuch ist.

Am besten passt es uns am Pfingstmontag
Hoffentlich erfolgt unsere Einladung nicht zu kurzfristig, denn am besten passt es uns am kommenden Pfingstmontag, dem 6. Juni 2022.
Bei Kaffee und Kuchen würden wir gerne in lockerer Runde mit Ihnen über das Verkehrschaos auf Fehmarns Straßen sprechen. Aber planen Sie am Abend genug Zeit für die Rückreise ein. Wir haben gehört, es könnten sich unter Umständen kilometerlange Staus auf sämtlichen Ausfallstraßen bilden. Es gibt da so eine Notsituation auf der Sundbrücke…
Wir freuen uns!
Dennis Angenendt
Hilke Hahn-Wolff