Die Begeisterung war den Senior/innen deutlich anzumerken: „Toll, wunderbar, sehr schön“, lauteten die Kommentare nach der drei Kilometer langen Fahrt vom Gebäude des Tourismus-Services Fehmarn am Südstrand Burgtiefe entlang des Yachthafens, einmal zum Aussichtsturm „Utkieker“ und zurück. Eingeladen als Mitfahrer/in in drei Fahrrad-Rikschas zu Kennenlern-Probefahrten hatte am gestrigen Samstag, dem 27. Augst 2022, der Seniorenbeirat der Stadt Fehmarn.
„Jede/r hat das Recht auf Wind im Haar“
„Jede/r hat das Recht auf Wind im Haar“ lautet das Motto des Vereins „Radeln ohne Alter Kaltenkirchen“, der die Rikschas zur Verfügung stellte. „Es ruckelt ein bisschen, aber umkippen kann die Fahrrad-Rikscha nicht“, wurde den Mitfahrenden eingangs erklärt. Rund vierzig Personen erwartete der Seniorenbeirat, bereits zu Beginn waren über zwanzig Interessierte erschienen. Da kamen Kuchen und Getränke, um die Wartezeit zu verkürzen, gerade recht.
Ein klein wenig mehr Mobilität
Mit der Fahrrad-Rikscha sollen ehrenamtliche Fahrer/innen gemeinsam mit Seniorinnen und Senioren kleine Ausflüge in der Stadt und Natur unternehmen. Menschen im Alter auf diese Weise ein klein wenig mehr Mobilität zu verschaffen, ist das Ziel. Brücken zwischen den Generationen sollen gebaut, Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt werden. „Lichtblicke im Alltag bieten und Lebensfreude teilen“ will der Verein – und auch ein wenig den Zusammenhalt in der Gesellschaft fördern.
Ab 5.000 Euro gibt es eine solche Fahrrad-Rikscha
Die Initiative „Radeln ohne Alter“ wurde vor zehn Jahren in Dänemark gegründet. Dort werden auch die Rikschas hergestellt. Ab 5.000 Euro gibt es eine Fahrrad-Rikscha. „Das hört sich erst einmal viel an“, meint Fehmarns Bürgermeister Jörg Weber, „aber am Ende des Tages, wenn man jetzt schon sieht, wie die älteren Herrschaften da drin sitzen und lächelnd zurückkommen, dann sind 5.000 Euro gut angelegt.“ Vielleicht könne man solche Rikschas über Aktionen finanzieren, oder Sponsoren dafür gewinnen, die Werbung darauf platzieren könnten. „Wenn wir uns dafür entscheiden, finden wir mit Sicherheit auch einen Weg, davon welche anzuschaffen“, blickt Jörg Weber positiv in die Zukunft.
Bürgermeister Weber: „Das Geld ist gut angelegt“
„Ich finde das eine ganz tolle Einrichtung, ältere Menschen wieder aufs Rad zu bringen“, erklärt der Bürgermeister, „sie dadurch wieder mehr an der Gesellschaft teilnehmen zu lassen. Ich würde gerne Fahrrad-Rikschas nach Fehmarn holen, vielleicht könnte man dann auch einen Shuttle-Service damit in die Innenstadt einrichten. Ich freue mich, dass heute so viele ältere Mitbürger/innen erschienen sind, die eine Probefahrt unternehmen wollen.“
Soziale Kontakte können geknüpft werden
Dem schloss sich auch Francesca Caci Jahn, Vorsitzende des Seniorenbeirats der Stadt Fehmarn, an. Beide waren sich einig: Die Fahrrad-Rikschas sind interessant für die Insel Fehmarn. „Ich glaube, dass es schon schön ist, wenn man auch im Alter, oder wenn man beeinträchtigt ist, vielleicht mal wieder aufs Fahrrad kann“, fasste Bürgermeister Jörg Weber zusammen. „Wenn man vielleicht mal nicht mit dem Rollstuhl auf den Marktplatz muss, sondern mit so einer Rikscha gefahren wird. Und dabei noch soziale Kontakte knüpfen kann.“
„Das ist wie Spazierengehen auf Rädern“
Petra Lefel, Vorsitzende des Vereins „Radeln ohne Alter Kaltenkirchen“, gründete diesen im April 2021 gemeinsam mit Silke Zimmermann. „Inzwischen haben wir schon drei Rikschas und fahren viele Einrichtungen bei uns vor Ort an“, erzählt sie. „Wir besuchen dort hauptsächlich Senioreneinrichtungen und holen Leute ab, die endlich mal wieder den Wind in den Haaren spüren müssen. So lautet das Motto dieser Initiative. Und das kommt immer sehr gut an. Heute gibt es kleine Touren, als Vorgeschmack – ganz sutje und langsam, das ist wie Spazierengehen auf Rädern“, so Petra Lefel.
Im „Charleston“ soll es demnächst eine solche Rikscha geben
Dirk Mittag, Einrichtungsleiter im Charleston Wohn- und Pflegezentrum, hat bereits einen Leasing-Vertrag für eine Fahrrad-Rikscha abgeschlossen, ein Liefertermin steht allerdings noch nicht fest. Er ist überzeugt: „Es bedeutet mehr Lebensqualität für unsere Bewohner/innen, wenn wir mit ihnen auf der Insel herumfahren können. Das ist ein Teil vom normalen Leben.“