„Großes Kino“, fand Moderator Sebastian Conrad bei seinem Eintreffen am Freitagabend im Burg Filmtheater lachend die passenden Worte. Denn begrüßt wurde bereits er vom zahlreich erschienenen Publikum mit standig ovations. Ihn verbindet eine lange Freundschaft mit Nick Wilder, der mit seiner Bühnenshow „Das Leben ist wilder, als man denkt“ das Publikum begeisterte.
„Mehrere tausend Menschen rund um den Globus“
Auch an den Bildschirmen daheim fand der Stream großen Zuspruch: Ticketing-Vermarkter Reservix spricht von „mehreren tausend Menschen rund um den Globus, die die Streaming-Show von und mit Nick Wilder verfolgt haben.“ Nick Wilder ergänzt: „Wir haben Tausende von Menschen damit glücklich gemacht. Die Resonanz war und ist immer noch enorm“, schreibt er am heutigen Sonntag der OHP. „Trotz des dreieinhalbstündigen Programms fanden die Zuschauer/innen die Veranstaltung unterhaltsam, vielseitig und herzlich. Reservix wird die Bühnenshow deshalb am 5. Juni 2021 noch einmal streamen, auch dann kann man sie sich drei Tage lang anschauen.“
„Das ist ein ganz toller Anblick“
Erster Gast auf der Bühne war Hans-Peter Jansen, Chef des Kinos auf Fehmarn. Dann folgte Fehmarns Tourismusdirektor Oliver Behncke, der meinte, so viele Menschen auf einem Haufen habe er in den vergangenen sechs Monaten nicht auf der Insel gesehen: „Das ist ein ganz toller Anblick. Es ist ein Traumjob, hier Tourismusdirektor zu sein.“
„Hier muss man nur Spaß haben“
„Hier muss man nur Spaß haben, dann darf man alles machen“, antwortete Bürgermeister Jörg Weber auf die Frage Sebastian Conrads, ob man denn „neben dem Bürgermeister gerade stehen müsse.“ Sichtlich stolz war Weber darauf, dass Nick Wilder ihm während des letzten Wahlkampfs sogar ein Video aus Montana geschickt von seinem Bürgermeister dort – „da hat hier der ein oder andere schon sehr sparsam geguckt. Das Video hat mir dann vielleicht noch die nötigen Prozente für die Wahl gebracht“, sprach er seinen Dank aus.
Ein echter fehmarnscher Jung‘
„Live ist live – und das ist auch nicht zu ersetzen“: mit viel Applaus und standing ovations wurde der Star des Abends, Nick Wilder, vom Publikum bergüßt. Der gebürtige Insulaner, der jetzt in Montana lebt, ist nicht nur ein „fehmarnsch‘ Jung‘“, Schauspieler und Autor, sondern war auch Windsurf-Weltmeister.
Im Rahmen der neuen Normalität
Erster Gast der Talkrunde: Dr. Volkmar Weckesser, CFO (Chief Financial Officer) Centogene, der „im Rahmen der neuen Normalität“ kurzen Einblick in das Test-Procedere gewährte, das vorab durchgeführt wurde: „Wir wollen solche Vernastaltungen hier möglich machen.“ „Die Pandemie war schuld“, dass Nick Wilder, Jahrgang 1952, sich dazu entschloss, sein Buch zu schreiben: „Ich gucke eigentlich immer nur nach vorn, nicht nach hinten, aber jetzt würde ich jedem empfehlen, eine Biograhie zu schreiben: Das ist eine tolle Sache!“
„Die Sechziger waren schon geil“
„1967 war sehr aufregend, wir verbrachten viel Zeit mit Musik. Heinz, Peter, Hübie und ich übten, bis wir wunde Finger hatten“, las der Autor aus seinem Buch: „Ich fliege beim Schreiben meiner Biographie mit Leichtigkeit in meine alte Welt zurück: What a trip! Die Kulisse stimmt, Jethro Tull, Uriah Heep, das Schreiben fällt gerade viel leichter. Die Sechziger waren schon geil, da kann man sagen, was man will.“
„Klasse, aber was ist das überhaupt?“
„Unsere Band formte sich immer mehr und so wurde auch das Thema Drogen immer präsenter. Peter kam als erster an Shit ran. Bis heute weiß ich nicht, wie der Bandname zustande kam und ob Peter damals schon völlig zugedröhnt war“, nahm Nick Wilder kein Blatt vor den Mund, „oder ob er es einfach nur erfunden hatte, er schlug den Namen Kaiphos vor. Boah, Klasse, aber was ist das überhaupt? Peter behauptete, das sei der Name für den Gott der Musik in Ägypten. Wir glaubten ihm aufs Wort, denn Google gab es damals noch nicht.“
Flangia Kaiphos
„Dann rauchten wir noch etwas Haschisch“, gestand Nick Wilder, „lachten uns kaputt und waren uns einig. Aber da fehlte noch etwas, wir bekamen die Erleuchtung des eindrucksvollen Wortes Flangia. Zwar eine durch Drogen initiierte Inspiration, fühlte sich aber gut an – Flangia Kaiphos. Es kursierten die wildesten Gerüchte über unsere Band, Drogen, Orgien… ach wären sie doch alle wahr gewesen, dann könnte ich noch mehr erzählen. Die Mädchnherzen flogen uns zum, die Haare wurden lang, wir waren hip!“
Fetter Blues
Flangia Kaiphos – die Bandmitglieder konnten keine Noten, spielten nur nach Gehör – und schafften es dennoch, Deutschlands zweitbeste Schülerband Deutschlands zu werden. Unter anderem saß Achim Reichel von den Rattels damals in der Jury, blickte Nick Wilder zurück. „In diesem Kino haben wir vor 53 Jahren genau an dieser Stelle geübt. Denn die Frau Stein, die das Kino leitete, hatte Mitleid mit uns. Wir waren so laut, niemand wollte uns haben.“ Und wieder einmal stand die Band auf der Bühne. Flangia Kaiphos brachten im Burger Fimtheater fetten Blues zu Gehör. Wie Nick Wilder früher war, erging die Frage an die Bandmitglieder? „Wild!“
Helmut Zierl und der Sommer seines Lebens
Als nächstes konnte Nick Wilder Schauspielkollege und Autor Helmut Zierl begrüßen, der in der Coronapause sein Buch „Der Sommer meines Lebens“ schrieb.
„Me and Bobby McGee“
Das war der Sommer 1971, blickte Helmut Zierl zurück: „Ich war 16 Jahre, erst flog ich von der Schule, dann zuhause raus. Ich bin über den Gartenzaun geprungen und habe drei Monate auf der Straße gelebt.“ Es folgte eine durch Drogen geprägte Zeit in Amsterdam, „ das war gefährlich, tatsächlich habe ich über zehn Jahre an dem Buch geschrieben, um das zu verarbeiten.“ Eine ganz zentrale Rolle habe die Musik von Janis Joplin dabei gespielt, denn als er das Elternhaus verließ, und ein Autofahrer ihn mitnahm, war „Me and Bobby McGee“ zu hören: „Eine traurige Trampergeschichte – und ich habe bitterlich geheult.“
„Eine gigantische Überraschung“
Sängerin Floy & Lutz Krajenski, begleitet von Nick Wilder auf der Mundharmonika, interpretierten Freitagabend den 1969 von Kris Kristofferson geschriebenen Song, der durch die Version von Janis Joplin zum Welthit wurde. Helmut Zierl ging’s spürbar nahe: „Eine gigantische Überraschung“, zeigte er sich gerührt.
Windsurfschule in Dänemark
Auch Windsurfweltmeister wurde Nick Wilder. In Dänemark hatte er damals die erste dänische Windsurfschule als Deutscher aufgemacht, aber: „Ich habe dieses Leben als Beachboy nicht so richtig gelebt, weil ich ständig mit der Firma zu tun hatte. Aber das war schon toll, ich hatte nur zu wenig Zeit für die Mädchen“, lachte er.
Vom Traumschiff zum Raumschiff
2012 haben sie sich auf dem „Traumschiff“ kennengelernt, Nick Wilder und Professor Thomas W. Kraupe, Chef des Hamburger Planetariums, der als Astronom an Bord der MS Deutschland war. Kraupe war zuständig fürs „zoomen durchs All“, anschaulich wurde dargestellt, wohin die Reise von Fehmarn aus zu den Teilnehmern der Show führte.
„He loved the women“
Einer von ihnen: Barry Goldwater junior in Phoenix Arizona: wie Nick war in jungen Jahren war? „He loved the women.“ Goldwater war selbst ein „Partyking“, bestätigte er, aber seine Instruktionen habe er von Nick Wilder bezogen. fügte er hinzu: Er hatte den Drang nach Freiheit und war ehrgeizig, hat hart gearbeitet und nach Amerika gepasst, er wusste, was er wollte.“
Das Sternentor als symbolischer Start
„Roland Emmerichs „Stargate“ war nicht nur der erste große Film für mich, mit 1200 Komparsen in der Wüste Arizonas – es war unbegreiflich, was da abging, da fing auch meine Karriere an“, erinnert sich der Schauspieler. „Dieses Sternentor war für mich auch ein symbolischer Start, das nach zwei, drei Jahren Hollywood endlich etwas passierte.“ Die Rolle in Stargate betrachtet er als seine größte Rolle, erzählte Nick Wilder im weiteren Verlauf des Abends: „Sie war nicht sehr lang, aber brachte Gänsehaut. Und auch seine Rolle im Film „Jammertal“ sei cool gewesen, ergänzte er.
Hartgesottene, coole Schauspieler?
Schauspieler-Kollege und Filmemacher Sayed Badreya habe ihm damals einige ägyptische Floskeln beigebracht. „Nach 24 Jahren haben wir festgestellt, dass wir uns damals gegenseitig jeweils für hartgesottene, coole Schauspieler gehalten haben, und wir haben schallend gelacht, für uns beide war Stargate nämlich jeweils der erste Film.“ Mit Sayed Badreya verbindet Nick Wilder eine tiefe Freundschaft, so nahm sein „Habibi“ per Stream an der Show teil.
„Der James Bond der Versicherung“
Der dritte Herr Kaiser sollte „der James Bond der Versicherung“ sein und ich dachte: Da ist die Latte aber hoch gelegt“, beschreibt Nick Wilder sein Gefühl, als ihm das Werbeangebot unterbreitet wurde. Gegen 160 Mitbewerber hat er sich durchgesetzt: „1997 wurde ich Herr Kaiser, der Dritte.“
Ein Mann, ein Ball
Versicherungsverträge für die WM in Deutschland 2006, werbewirksam unterzeichnet von „Herrn Kaiser“ und „Kaiser Franz Beckenbauer“: Kein Wunder, dass Herr Kaiser alias Nick Wilder mit „dem größten Straßenfußballturnier der Welt, der Kaiser-Tour“, das in allen Austragungsorten der WM Station machte, von sich reden machte.
Das Wunder von Bern
Dirk Szczepaniak, der in dem Film „Das Wunder von Bern“ den Fußballer Berni Klodt darstellte und „Schiedsrichter“ Joachim Floryszack hatten das Original Film-Trikot von Regisseur Sönke Wortmann als Geschenk für Nick Wilder im Gepäck. Die musikalische Erinnerung zur „Kaiser-Tour“ wurde von der Band „In2deep“ hergestellt.
Keine Liebe auf den ersten Blick
Schließlich lernte Nick Wilder Schauspielerin Christine Mayn kennen. „Ich fand ihn sehr nett, sympathisch und gut aussehend, aber es war keine Liebe auf den ersten Blick“, erzählte sie. Drei Jahre später heirateten sie. „Der Antrag war sehr schön“, plauderte sie „aus dem Nähkästchen“, in Arizona hatten sie Weihnachten gefeiert. „Nick gab vor, im Auto etwas vergessen zu haben und kam wieder herein mit einer Taschenlampe in der Hand. Wir gingen hinaus in den Schnee und dort war in großen Buchstaben in den Schnee gesprüht: „Willst du meine Frau werden?“ Das war so unglaublich und ich habe ganz laut JA! gesagt.“
Liebe und Musik
„Aus deiner Heimat Südtirol kommen auch die ,Kastelruhter Spatzen‘, wandte Sebastian Conrad sich an Christine Mayn und die Liveschaltung ging nach Kastelruth in Südtirol zu Radiomoderator und Veranstalter Michl Gamper. „Was kann schöner sein, als Liebe und Musik zu verbinden?“, begrüßte Gamper: Online versuchten sich Alexander und Norbert Rier sowie Chris Kaufmann mit Nick Wilder, der auf Fehmarn Mundharmonika spielte, an einem gemeinsamen Song. Auch wenn die Technik einige Probleme bereitete.
Durch Wind, Wellen und Emotionen
Als Bordarzt „Doc Sander“ fuhr Nick Wilder mit dem ZDF-Traumschiff durch Wind, Wellen und Emotionen. „Nick Wilder, der Tausendsassa. Immer unterweg, um andere zu begeistern“, formulierte „Bordkollege“ Sascha Hehn in seinem Grußwort. Bruno Maccallini wünschte aus Italien „eine schöne Reise voller Erfolg.“ Auch Jan Hartmann, Hochzeitsplaner „Kreuzfahrt ins Glück“, und Wolfgang Lippert gratulierten im Telegramm-Stil zur Bühnenshow.
„Ein Drama mit viel Humor“
Max & Friends mit Nathalie Dorra brachten „Lovely day“ zu Gehör, bevor Schauspielerin Eva Habermann bekannt gab, dass sie beabsichtige, mit Nick Wilder zu drehen: „Er spielt meinen Ehemann“, klärte sie schmunzelnd mit Christine Mayn. Marcus Grüsser, Schauspieler, stellte sein neues Projekt, den Film „Wahre Schönheit“, ein „Drama mit viel Humor“ vor. Nick Wilder über seinen Kollegen, der aus Lettland dazugeschaltet war: „Der einzige Mann, mit dem ich immer noch lachen kann, wenn es nichts mehr zu lachen gibt.“
Gemeinsamkeiten
Nach Hawaii zu Konny und Manuela Reimann führte die virtuelle Reise anschließend. Oder? Nein, die Auswanderer befanden sich „auf einem Roadtrip auf dem Festland, aber wir dürfen nicht sagen, wo.“ Die größte Gemeinsamkeit mit Nick Wilder? „Wir lassen uns nichts sagen und wir können feiern.“
Großes Benefizkonzert in Arizona
Sängerin Nicole Mühle und Maximilian Kraft am Klavier präsentierten „Never enough“. Der nächste Gast, live aus München zugeschaltet: Komponist Harold Faltermeyer. Am 26. Juni wird er bei Nick Wilder und Christine Mayn in Arizona zu Gast sein. „Dann findet ein großes Benefizkonzert statt“, gab der Schauspieler bekannt. Es geht um Filmmusik, „A night in Hollywood“, und Harold Faltermeyer wird der Gastsprecher sein.
Ein Düsenjet zu Ehren Faltermeyers
Allan R. Scott, Director of the Helena Symphony Orchestra, gewährte schonmal einen kurzen Einblick ins geplante Programm. Über 120 Personen gehören dem Chor an. „Als erstes wird „Top Gun 1“ gespielt. Bei erwarteten 500 Zuschauern wird über dem Anwesen ein Düsenjet fliegen, als Überraschung für den Komponisten“, verriet Nick Wilder. „Eine unglaubliche Ehre für mich“, bilanzierte Harold Faltermeyer.
Keine Ahnung vom Hausbau in Panama
Die Steeltwins Manfred und Jürgen Charchulla, 82 Jahre jung, brachten „Tijuana Taxi“ an den Steeldrums zu Gehör. „Wir haben Nick damals schon als sehr gut empfunden“, so Manfred Charchulla, „und komischerweise ist er immer dahin gefahren, wo wir auch hinfuhren.“ „Wir sind nach Panama gefahren, schon war er auch da“, fuhr sein Zwillingsbruder Jürgen fort. Und plauderte aus, dass Nick Wilder keine Ahnung vom Hausbau in Panama habe. Da hole man sich normalerweise einfach ein paar Balken und Palmblätter: „Aber Nick musste ja mit Zementblöcken anfangen!“
„Nick, mien Jung“
„Nick, mien Jung‘“, Yared Dibaba setzte den pointenreichen Schlusspunkt der Bühnenshow, „Die plattdeutsche Sprache hat uns wirklich zusammengebracht. Und überall, wo du bist auf der Welt, Fehmarn bekommst du nicht aus dem Kopf“, war er sich mit Nick Wilder schnell einig. In einer plattdeutschen Runde darf natürlich Walter Meß nicht fehlen, der von seiner „Plattdüütsch Runn“ berichtete.
Ältestes Fotomodell Deutschlands
Ebenso wenig wie die hochbetagte Erna König, die gerade als ältestes Fotomodell Deutschland bekannt wurde und auch auf die Bühne des Burger Filmtheaters kam. Mit 97 Jahren ist die Lübeckerin das „Gesicht der Corona-Impfkampagne“ geworden. Schon vor der Bühnenshow hatte Nick Wilder sie daheim besucht verbunden mit einem Ausflug nach Travemünde zum Fischessen. Erna König überraschte das Publikum mit frei rezitierten plattdeutschen Gedichten. Die plattdeutsche Sprache habe ihr ihre Großmutter vermittelt, erzählte die 97-jährige.
Wilder, als man denkt
„Das Leben ist wirklich wilder, als man denkt“, fasste Sebastian Conrad den Abend zusammen. Jedenfalls für Nick Wilder.