„Gimme, gimme gimme a man after midnight!“ Prosecco Stößchen, Flamingo Bingo und Sunset Cruise. Pride Parade mit Beats, Bimmelbahn und Bollerwagen durch Heiligenhafen, Dildo Weitwurf am Strand und ein White Dinner. „Ein tolles Programm, was das Beach Motel Heiligenhafen auf die Beine gestellt hat“, waren sich die Teilnehmenden einig. Regenbogenbunt, schrill, gewagt, frivol – so ihr Auftritt in der Öffentlichkeit. Ihre Ziele am vergangenen Wochenende beim Beach Pride Festival in Heiligenhafen: Party pur, ausgelassenes Feiern, coole Drinks und heiße Nächte. Aufmerksamkeit erregen – nicht nur bei „potent-iellen“ Partnern für diese Zeit oder länger, sondern auch für Themen, die die Szene bewegen.

Was zwei Menschen verbindet, müssen Dritte nicht verstehen
Denn „die Welt hat größere Probleme, als Jungs, die Jungs küssen, und Mädchen, die Mädchen küssen“, lautete das Statement auf einem Shirt. Die Frage ist, warum gleichgeschlechtliche Beziehungen überhaupt als problematisch wahrgenomen werden. Was zwei Menschen verbindet, müssen Dritte nicht verstehen. Das gilt – wenn diese Beziehung in gegenseitigem Einvernehmen verläuft – auch in sexueller Hinsicht. So, hätten wir das auch geklärt für alle homophoben Menschen, die es da draußen noch gibt, und kommen zum Wesentlichen: Party pur! Ein regenbogenbuntes Wochenende in der Warderstadt. Das Beach Pride Festival fand hier bereits zum vierten Mal statt, ist bereits zur Tradition geworden, erläutert Alex Rojas, Direktorin des Beach Motels Heiligenhafen: „An einem Wochenende im August ist immer ,chill at the beach‘ angesagt.“

Verlässliche Höhepunkte
Verlässliche Höhepunkte gab es zumindest im Programm. Ein Flugticket innerhalb Europas für zwei Personen und mehrere Goodie-Bags gab es beim „Mr. Gay Contest“ zu gewinnen: Bei der Auswahl des Kostüms, beim Dildo-Weitwurf und White Dinner hieß es, eine gute Figur zu machen, um Mitternacht erfolgte dann beim Final Contest noch eine Liedvervollständigung.

Pride Parade mit Beats, Bimmelbahn und Einhörnern
Samstagnachmittag startete – mit etwas Verspätung – die Beach Pride Parade mit Beats und Bimmelbahn. Allen voran ein „Prachtwagen“ mit zwei „Einhörnern“, gelenkt von ihrem „Herrscher“. Begleitet von zahlreichen Unterstützer*innen, bewegte sich der regenbogenbunte Zug durch die Straßen der Warderstadt. Anschließend ging es an den Strand zum spektakulären Dildo-Weitwurf. Und so manche*r Zuschauer*in in fortgeschrittenem Alter staunte, vorher noch nie etwas von so einer „grandiosen Veranstaltung“ gehört zu haben.
Manchmal spielt die Länge eben doch eine Rolle

Manchmal spielt die Länge eben doch eine Rolle – nämlich beim Dildo Weitwurf am Strand. Flexibel, pink – und einigermaßen aerodynamisch geformt, erwies sich der riesige Dildo durchaus als „flugtauglich“, jedenfalls wurden beachtliche (Wurf-)Längen gemessen. Für die zahlreichen Zuschauer*innen hieß es allerdings manches Mal, schnell in Deckung zu springen, denn es hätte sicher Stress gegeben bei der Beschreibung eines Unfall-Hergangs: „Ich bin von einem fliegenden Dildo…“ – ach, lassen wir das.
„Es war so heiß, dass die Feuerwehr anrücken musste“

„Es herrscht gute Stimmung und wir verbringen hier eine schöne Zeit am Meer. Mal gucken, von wem wir alles willkommen geheißen werden in Heiligenhafen“, brachte es Philipp aus Offenbach auf den Punkt: „Freitagnacht ging’s so heiß her, dass um 3 Uhr die Feuerwehr anrücken musste“, erzählten er und seine Jungs lachend der OHP: „War aber Gott sei Dank Fehlalarm. Wir hatten letzte Nacht schon viel Spaß – das war wohl einfach zu heiß auf der Party!“ Aus Bremen war „Seemann“ Stefan angereist: „Maritim passt zu Heiligenhafen, da kann man ja als Seemann mal auftrumpfen. Das Kapitänspatent hab ich, Bootsführerschein Binnen und See, Badewanne und Ente.“
„Wir wollen für unsere Rechte einstehen“

Auch Hischam von der Crew des Beach Hotels feierte begeistert mit: „Wir sorgen dafür, dass im Hintergrund alles funktioniert, die Getränke nicht halb leer, sondern halb voll sind und die Leute hier eine Menge Spaß haben.“ Für Heiko aus Offenbach ist es bereits das dritte Beach Pride Festival Heiligenhafen: „Es wird immer voller, immer besser, das Beach Motel macht einen tollen Job! Die Veranstaltung ist hervorragend organisiert und wird hoffentlich viele Jahre so weitergehen.“ Tony pflichtet ihm bei: „Eine tolle Stimmung und wir verbringen eine angenehme Zeit, um für unsere Rechte einzustehen. Es ist Alltag, dass man beleidigt wird auf der Straße, und es gibt immer wieder Übergriffe, da muss man Flagge zeigen.“
„Ich als Heiligenhafenerin kann das nur genießen“
Dragqueen Joycefine: „Das ist eine tolle Veranstaltung, endlich mal wieder leben! Und ich als Heiligenhafenerin kann das einfach nur genießen. Ich bin im Motel angestellt, das ist einfach superschön und macht so viel Spaß – sonst habe ich immer nur als ,stiller Teilhaber‘ teilgenommen, aber auf Grund der tollen Damen, die hier Jahr für Jahr als Gast herkommen, habe ich entschieden, das auch einmal zu probieren, bisschen Make-up aufzulegen.“

Unter der Gürtellinie, entfernt von der Schmerzgrenze
Ganz in ihrem Element war Dragqueen „Mataina“, die gemeinsam mit Dragqueen Brigitte Skrothum – weit unterhalb der Gürtellinie, aber noch weit entfernt von der Schmerzgrenze (da geht noch was, Mädels!) – durchs Programm führte. Und auch sie zeigten sich begeistert vom Beach Pride Festival: „Mir gefällt das hier supergut“, meinte Brigitte, „die Bevölkerung ist so charmant und ich könnt‘ sie alle knuddeln. Wenn wir mit der Demo auf den Marktplatz kommen, dann stehen die schon und winken und erwarten uns lächelnd. Wann hat man das schon in einer kleinen Stadt? Das finde ich toll!“